Erbschein beantragen
Zum Nachweis Ihres Erbrechts brauchen Sie in der Regel einen Erbschein. Mit dem Erbschein ist amtlich beurkundet,
- wer Erbe oder Erbin der verstorbenen Person ist und
- welchen Umfang die Erbschaft hat.
Haben Sie nicht den gesamten Nachlass geerbt, erhalten Sie einen Teilerbschein über Ihre Erbschaft. Auf Antrag können Sie auch einen gemeinschaftlichen Erbschein erhalten.
Sind Sie in einer notariell beurkundeten Verfügung von Todes wegen als Erbin oder Erbe aufgeführt? Dann ist es häufig ausreichend, wenn Sie eine beglaubigte Abschrift
- der Verfügung von Todes wegen und
- der Niederschrift über die Eröffnung der Verfügung von Todes wegen (Eröffnungsprotokoll)
als Nachweis Ihres Erbrechts vorlegen.
Voraussetzungen
Sie haben mindestens teilweise geerbt.
Verfahrensablauf
Beantragen Sie den Erbschein bei der zuständigen Stelle.
Der Antrag muss enthalten:
- genaue Bezeichnung des Erbanspruchs
- Ihren Namen
- Ihre Anschrift
- Ihr Geburtsdatum
- Todestag des Erblassers oder der Erblasserin
- letzter gewöhnlicher Aufenthalt und die Staatsangehörigkeit des Erblassers
- Mitteilung, ob ein Erbrechtstreit über den Nachlass anhängig ist
- Mitteilung, dass die Erbschaft angenommen wurde
- Falls Miterbinnen und Miterben Sie vom Erbe ausgeschlossen oder es geschmälert hätten, die aber durch Tod, Ausschlagung, Erbverzicht oder Erbunwürdigkeit weggefallen sind:
- Name dieser Personen und
- Angabe, in welcher Weise die Personen weggefallen sind
Als gesetzlicher Erbe müssen Sie zusätzlich folgende Angaben machen:
- Verwandtschaftsverhältnis (z.B. Verwandtschaftsgrad) zum Erblasser oder zur Erblasserin
- Höhe Ihres Erbanteils
- ob und welche Personen vorhanden sind, die Ihr Erbrecht ausschließen oder schmälern könnten
- ob Verfügungen von Todes wegen des Erblassers oder der Erblasserin vorhanden sind
Bei gewillkürter Erbfolge müssen Sie zusätzlich alle vorhandenen Verfügungen von Todes wegen vorlegen.
Hinweis: Wenn Sie einen gemeinschaftlichen Erbschein beantragen, müssen Sie alle Erben und Erbinnen mit Ihren Erbteilen angeben. Zudem müssen Sie nachweisen, dass die Miterben und Miterbinnen die Erbschaft angenommen haben.
Neben dem Antrag ist meist die Abgabe einer Versicherung an Eides statt über die Richtigkeit bestimmter Angaben erforderlich. Die Versicherung müssen Sie entweder vor Gericht oder vor einem Notar oder einer Notarin abgeben.
Sie können sich bei der Antragstellung vertreten lassen. Ihre Vertretung benötigt eine entsprechende Vollmacht.
Unterlagen
In der Regel benötigen Sie folgende Unterlagen:
wenn ein Testament oder Erbvertrag existiert:
- Personalausweis oder Reisepass
- Originale noch nicht eröffneter privatschriftlicher Testamente
- Sterbeurkunde des Erblassers oder der Erblasserin
wenn kein Testament oder Erbvertrag existiert:
- Personalausweis oder Reisepass
- Sterbeurkunde des Erblassers oder der Erblasserin
- Nachweis des Verhältnisses, auf dem das Erbrecht beruht (z.B. bei Verwandten Abschriften aus dem Geburtenregister; Eheregister), soweit diese Nachweise dem Nachlassgericht noch nicht vorliegen
Die erforderlichen Unterlagen müssen Sie im Original oder in beglaubigter Abschrift vorlegen. Die zuständige Stelle kann im Einzelfall weitere Unterlagen verlangen.
Kosten
Beurkundung der Versicherung an Eides statt und Erteilung des Erbscheins jeweils: Eine Gebühr von 1,0. Diese richtet sich nach dem Gegenstandswert des Nachlasses.
Informieren Sie sich bei der zuständigen Stelle über die genaue Höhe der Kosten.
Bezugsort
Geben Sie in der Ortswahl den letzten Wohnort des Erblassers an.
Rechtsgrundlage
- § 2353 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) (Zuständigkeit des Nachlassgerichts, Antrag)
- § 352 Gesetz über das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit (FamFG) (Angaben des gesetzlichen und gewillkürten Erben im Antrag und Nachweis der Richtigkeit der Angaben)
- § 352a Gesetz über das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit (FamFG) (Gemeinschaftlicher Erbschein)
- § 40 GNotKG (Erbschein)
- § 352e Gesetz über das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit (FamFG) (Entscheidung des Nachlassgerichts durch Beschluss)
Zuständigkeit
das Nachlassgericht, in dessen Bezirk der Verstorbene zuletzt seinen gewöhnlichen Aufenthalt hatte.
Verwandte Lebenslagen
Freigabevermerk
Dieser Text entstand in enger Zusammenarbeit mit den fachlich zuständigen Stellen. Das Justizministerium hat dessen ausführliche Fassung am 01.01.2018 freigegeben.